Einen lieben Tischtennisfreund zu verlieren, mit dem man über Jahrzehnte gemeinsame Wegstrecken zurückgelegt hat, tut besonders weh. Noch am diesjährigen Treffen der Vereinigung schweiz. Altinternationaler (Swaythling-Club) in Montreux war Benny voller Tatendrang und Lebensfreude. Dann, einige Zeit danach, erreichte mich ein alarmierender Anruf meines Neffen Flavio, Bernard Chatton hätte in letzter Sekunde ein Tennis-Doppel gegen ihn wegen extremer Koordinationsstörungen absagen müssen. Für den vielseitig begabten und erfolgreichen Sportsmann Chatton bedeutete dies das erzwungene Ende einer langen Karriere bzw. der sportlichen Aktivität überhaupt… und es begann ein harter Kampf gegen die heimtückische Krankheit, die sich auch mit dem stärksten Willen nicht besiegen liess. 

Der Versuch sei hier gewagt, Benny anhand einiger gemeinsam erlebter Episoden und Anekdoten zu würdigen – Anton Lehmann, TT Weggefährte, blickt zurück:

So um 1965, als ich mich in der TT-Szene gerade zu etablieren begann, tauchte jung Benny auf. Ich war damals 19, aktueller Junioren-SM. Dass mich Benny, damals 15, im Konterspiel und dank feinem Händchen arg ins Schwitzen brachte, bewog mich, an meiner Taktik zu feilen, d.h. den Aktionsradius zu erweitern, das Spiel etwas nach hinten zu verlegen – von Halbdistanzspiel mit viel Topspin war schon damals als taktische Variante die Rede. Vater Chatton amtete in jenen Jahren übrigens als umsichtiger MTTV-Nachwuchs-Chef und Förderer seines Sohnes Benny. Drei Jahre später spielten Chatton/ Lehmann gemeinsam bei Elite Bern (später GGB) und holten den SM-Titel gleich mehrmals hintereinander, angeführt von ihrem Klassenprimus Marcel Grimm. Bern bzw. der MTTV hatte sich damals zur Tisch-tennis-Hochburg der Schweiz empor geschwungen.

Auch wenn im Verlauf der Jahre die Kontakte aus beruflichen und familiären Gründen etwas weniger wurden, verfolgte ich seinen sportlichen Werdegang stets aufmerksam. Eindrücklich seine Karriere auch im Tennis, wo er in Kürze zu einem der besten Berner seiner Alterskategorie aufstieg und Einsätze mit dem TC Dählhölzli in der Nationalliga A der Senioren bestritt. Dazu kam sein Flair für das Senioren-Eishockey, dieses sei weniger schädlich für seine angeschlagenen Hüftgelenke als manch andere Sportart; im Senioren-Eishockey stünden nämlich gleitende und runde Bewegungen im Vordergrund, nicht Bodychecks, meinte einmal Chatton. Nicht zu vergessen schliesslich seine grosse Passion für den Golfsport, der zu seinem ausgeprägt koordinativen Talent bestens passte. So erinnere ich mich noch gut an einen gemeinsamen Kurs im französischen Bourg-en-Bresse, wo wir zusammen die Platzreife bestanden, er mich dann aber mit Talent und Fleiss rasch und weit zurückliess.

Chatton war ein eloquenter und vielsprachiger Gesprächspartner und informierter Zeitgenosse. Ihn interessierten Themen, die den TT-spezifischen-Dialog von Top- und Sidespin bei Weitem sprengten. Nebst beruflichen und familiären Themen beschäftigte er sich kompetent mit aktuellen politischen Fragen, wohl wissend, dass wir diesbezüglich nicht immer gleicher Meinung waren. Nicht zuletzt tauschten wir uns zunehmend auch über altersbedingte Risiken aus, die uns beschäftigen. So bekümmerte uns beide ein diagnostiziertes Vorhofflimmern. Ausserdem machten wir uns Gedanken über Arthrose bedingte Einschränkungen, über die Gefahren von Thrombosen und diskutierten über die männerspezifische Prostatavergrösserung und PSA-Werte. Auch als Benny schon schwer gezeichnet war, erklärte er mir voller Zuversicht, er würde den Tischtennisschläger in die externe Rehabilitation mitnehmen. Leider konnte unser Plan, zusammen einen Spaziergang der nahen Aare entlang zu machen, nicht mehr verwirklicht werden. Bernard Chatton entschlief am 20. September 2019 im Beisein seiner Familie. 

Tischtennis Palmarès von Bernard Chatton:

– Junioren Schweizermeister 1966
– 4x Mannschafts-SM mit Elite Bern 1969/70, 1971/72, 1972/73, 1973/74; 1x mit Rapid Genf 1975/76
– 3x Schweizermeister im Männer-Doppel mit Marcel Grimm 1971, 1972 und 1975
– 1976 Vizeschweizermeister im Herren-Einzel hinter Altmeister Mario Mariotti – nach einem legendären Finalspiel
– Zahlreiche internationale Einsätze für die Schweiz, v.a. im Rahmen des damaligen Europacups, der Europa-und Weltmeisterschaften 

TT WM in München 1969: Bernard Chatton, Marcel Grimm, Trainer Laci Pal, Anton Lehmann, Nicolas Pewny und STT Präsident Arnold Zaugg 
Berner TT-Auswahl (v.l. die Berner Beat Schladitz, Anton Lehmann, Adrian Dürig, Bernard Chatton) zusammen mit den damaligen Top-Cracks der Chinesen

Abschied von Bernard Chatton – So long Benny! (14. April 1950 – 20. September 2019)